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Nachrichten - 30. Dezember 2024

GKKE und Aktion Aufschrei: Scharfe Kritik an verheerender Rüstungsexport-Bilanz der Ampel

Verladung von Panzern auf einen Eisenbahnzug
Foto: Tobias Nordhausen, flic.kr/p/28g2sGk (CC BY-NC-SA 2.0) [Lizenz]

Aus Deutschland wurden 2024 Waffen und Rüstungsgüter im Wert von deutlich über 13 Milliarden Euro exportiert. Der größte Teil davon ging an Länder außerhalb von EU und NATO. Verbände wie GKKE und "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!" kritisieren die Politik scharf und fordern von der nächsten Bundesregierung einen Kurswechsel.


Wie in jedem Jahr hat die Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) am 18. Dezember 2024 einen umfassenden Rüstungsexportbericht veröffentlicht, der unter anderem die deutschen Exportgenehmigungen des Jahres 2023 auflistet und einordnet.


Deutsche Rüstungsexporte 2023: Mehr als 12,1 Milliarden Euro

Demnach betrug der Wert der deutschen Rüstungsexporte 2023 ganze 12,18 Milliarden Euro (2022: 8,36 Milliarden Euro). Einzelausfuhren in Höhe von 6,11 Milliarden Euro - also mehr als die Hälfte - gingen an Drittstaaten außerhalb der EU und NATO. Der größte Teil davon waren Rüstungsexporte an die Ukraine (über 4,4 Milliarden Euro). Mit Israel (327 Millionen Euro), der Republik Korea (256 Millionen Euro), Indien (213,6 Millionen Euro) und Algerien (121,8 Millionen Euro) erhielten vier weitere Drittstaaten größere Lieferungen.

Die GKKE kritisiert scharf, dass die Bundesregierung ihre offiziellen Rüstungsexportzahlen deutlich später veröffentlicht als die Vorgänger-Regierungen: "Die Ampel ... hat sogar im Vergleich zur Großen Koalition einen großen Rückschritt im Hinblick auf die Berichterstattung gemacht", betont der Vorsitzende der GKKE-Fachgruppe Rüstungsexporte, Dr. Max Mutschler. So wurden die amtlichen Exportzahlen für 2023 und vorläufige Werte für das Jahr 2024 erst kurz vor Weihnachten veröffentlicht.


2024: Über 13 Milliarden Euro - zum größten Teil an Drittstaaten

Demnach wurden vom 1. Januar bis zum 17. Dezember 2024 Rüstungsausfuhren im Wert von rund 13,2 Milliarden Euro genehmigt. 62 Prozent der genehmigten Rüstungsexporte beträfen die Ukraine, so die Bundesregierung. Weitere bedeutende Exporte gingen unter anderem nach Singapur (ca. 1,2 Milliarden Euro), Algerien (ca. 559 Millionen Euro), in die Türkei (ca. 231 Millionen Euro), nach Indien (ca. 224 Millionen Euro), Israel (ca. 161 Millionen Euro) und in die Vereinigten Arabischen Emirate (147 Millionen Euro).

Nicht nur stellen Exporte im Wert von über 13 Milliarden Euro einen neuen traurigen Rekord dar. Erschreckend ist auch die Verteilung: Mit einem Gesamtwert von 11,3 Milliarden Euro machten Lieferungen an Drittstaaten (darunter Kriegswaffen für 7,4 Milliarden Euro) den größten Teil der deutschen Rüstungsexporte 2024 aus. An EU-, NATO- und gleichgestellte Länder wurden Lieferungen im Wert von nur 1,9 Milliarden Euro genehmigt.


Ampel hat versprochenes Rüstungsexportkontrollgesetz nicht geliefert

Zur Erinnerung: Exporte an Drittstaaten sollen gemäß der "Politischen Grundsätze der Bundesregierung" besonders restrikitv gehandhabt und nur unter sehr strengen Bedingungen genehmigt werden. Daran fühlt sich die Regierung offensichtlich nicht mehr gebunden. Die GKKE bekräftigt daher erneut die Notwendigkeit eines Rüstungsexportkontrollgesetzes - wie es im Koalitionsvertrag vereinbart wurde. Das Vorhaben wurde jedoch zuletzt durch die Ampel kaum noch ernsthaft weiterverfolgt.

"An die Stelle einer Gesetzesregelung sind vage Formulierungen getreten", kritisiert Prälatin Dr. Anne Gidion, die evangelische Vorsitzende der GKKE. "Rüstungsexporte drohen zunehmend zu einer geostrategischen Verfügungsmasse zu werden." Vincenzo Petracca, Sprecher der "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!" betont daher: "Es liegt an der kommenden Bundesregierung, aber auch am Bundestag, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie die Einhaltung der Menschenrechte und des Völkerrechts keine leeren Worthülsen bleiben."


GKKE: Einhaltung des Völkerrechtes muss Bedingung für Rüstungsexporte nach Israel sein

Besonders umstritten sind in diesem Zusammenhang deutsche Waffenlieferungen an Israel und in den gesamten Nahen Osten. Die GKKE setzt sich in ihrem Rüstungsexportbericht 2024 intensiv damit auseinander. Ausdrücklich unterstreicht sie die besondere Verantwortung Deutschlands für Israels Sicherheit und dessen Recht auf Selbstverteidigung. Sie betont jedoch auch, dass Israel sich an das humanitäre Völkerrecht halten muss!

Prälat Dr. Karl Jüsten, der katholische Vorsitzende der GKKE, macht deutlich: "Wir fordern die Bundesregierung auf, keine Rüstungsexporte nach Israel zu genehmigen, wenn ein hinreichender Verdacht besteht, dass die Rüstungsgüter zu schweren Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht benutzt werden". Lieferungen an autokratische Staaten im Nahen Osten - wie Saudi-Arabien - lehnt die GKKE ohnehin entschieden ab.

 

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Rüstungsexportbericht 2024 der GKKE

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