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Nachrichten - 11. Juni 2025

US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland: lange geplant und doch überraschend

Illustration einer startenden Mittelstreckenrakete (KI-Generiert)

In Deutschland sollen wieder US-Mittelstreckenwaffen stationiert werden! Diese Nachricht kam für die meisten Menschen sehr überraschend. Nun zeigt sich jedoch: Die Stationierung ist Teil eines umfassenden Konzeptes der US-Regierung, dessen erste Planungen sich bis in die frühen 2000er-Jahre zurückverfolgen lassen.


Das strategische Konzept hinter der geplanten Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland blieb hierzulande bislang weithin unbeachtet: Dabei schlug die Regierung George W. Bush bereits 2001 vor, die nukleare Abschreckung um offensive nicht-nukleare Angriffsfähigkeiten zu ergänzen. Das Konzept firmierte eine Zeit lang unter dem Stichwort "Prompt Global Strike" und stützte sich im Wesentlichen auf konventionell bewaffnete landgestützte Interkontinentalraketen.

Bei der Diskussion um die Ratifizierung des zwischen den Präsidenten Obama und Putin ausgehandelten New-START-Vertrags zur Verringerung strategischer Atomwaffen (in Kraft getreten am 5. Februar 2011) stellte der US-Kongress dann klar, dass er im Gegenzug zur Verringerung des Atomwaffenarsenals unter anderem die Einführung "konventionell bewaffneter Waffensysteme mit strategischer Reichweite" fordere.


Klar definierte, von langer Hand geplante Ziele

Diese Option war jedoch zunächst durch den INF-Vertrag verstellt, der den USA und der Sowjetunion (beziehungsweise in deren Nachfolge Russland) den Besitz von landgestützten ballistischen Raketen und Marschflugkörpern mit Reichweiten zwischen 500 und 5.500 km untersagte. Mit seiner Aufkündigung im Jahr 2019 war der Weg frei für die Indienststellung entsprechender Mittelstreckenwaffen.

Die Stationierung von Hyperschallraketen und Marschflugkörpern in Deutschland (ebenso wie im Pazifikraum) verfolgt also ein klar definiertes und von langer Hand geplantes Ziel: Die Schaffung einer strategischen Erstschlagfähigkeit ohne Einsatz der dafür üblicherweise notwendigen Interkontinentalwaffen. Die Hoffnung, Präsident Trump würde darauf verzichten, ist äußerst trügerisch.

 

Lesen Sie mehr über die Hintergründe im Gastbeitrag von Regina Hagen und Simon Bödecker für die Zeitschrift "ZivilCourage"

 

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