Ohne Rüstung Leben e.V.
Frieden politisch entwickeln

Nachrichten - 18. August 2021

Afghanistan: Wirksamkeit von Militäreinsätzen endgültig entzaubert

US-Soldaten im Einsatz in Afghanistan
US-Soldaten im Einsatz in Afghanistan. Foto: pixabay

Fast 20 Jahre nach ihrem Beginn endet die Militärintervention in Afghanistan. Die USA und ihre Verbündeten – darunter Deutschland – stehen vor einem Desaster. Die Bilder und Berichte, die uns aus Kabul erreichen, sind Grund genug für eine kritische Aufarbeitung des Krieges und die Forderung nach einer neuen, zivilen Sicherheitspolitik.


Ohne Rüstung Leben schließt sich den Appellen anderer zivilgesellschaftlicher Gruppen wie der ärztlichen Friedensorganisation IPPNW an: Priorität muss nun zuallererst die schnelle und unbürokratische Evakuierung möglichst vieler Schutzsuchender aus Afghanistan haben. Gleichzeitig ist nach zwanzig Jahren Militäreinsatz am Hindukusch festzuhalten, dass keine nachhaltig friedliche und gerechte Gesellschaft entstanden ist.


Waffengewalt abermals entzaubert

Die Behauptung, mit Waffengewalt und Drohneneinsätzen könnten Terror besiegt und friedliche Gesellschaften aufgebaut werden, ist abermals entzaubert. Chuck Hagel, Verteidigungsminister unter Barack Obama, gab unlängst bei CNN zu, dass sich das Bündnis unter US-Führung nie ausreichend mit der afghanischen Gesellschaft auseinandergesetzt hat: "Wir haben nie die Kultur, die Religion, das Stammessystem und die Geschichte verstanden."

Die zwanzig Jahre Krieg haben wohl hunderttausenden Menschen das Leben gekostet – nun sind die Taliban wieder in Kabul an der Macht. Es ist höchste Zeit, dass die Politik sich endgültig von dem Glauben an die Wirksamkeit militärischer Auslandseinsätze verabschiedet. Ein generelles Umdenken zu ziviler Sicherheitspolitik und Konfliktbearbeitung ist überfällig!

 

Aus diesem Anlass zitieren wir einen Aufruf, den Ohne Rüstung Leben im Oktober 2001 mit weiteren Organisationen veröffentlichte und der bis heute traurige Gültigkeit hat:

„Wir sind über die grausamen und menschenverachtenden Terroranschläge in den USA empört. Wir trauern um die Toten. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen. Die Täter müssen aufgespürt und vor ein internationales Gericht gestellt werden. Dafür sind die Vereinten Nationen zuständig.

Es darf keine militärischen Vergeltungsschläge gegen irgendein Land geben, weil diese sich immer auch gegen die Zivilbevölkerung richten. Wir warnen vor einer Aufspaltung in eine „zivilisierte“ und eine „unzivilisierte“ Welt. Das würde die Gräben nur noch weiter vertiefen. Ein neuer Krieg vergrößert das Leid unschuldiger Menschen, bringt neuen Hass und neuen Terror hervor.

Krieg kann keine Konflikte lösen. Terrorismus lässt sich nicht dadurch bekämpfen. Dem Terrorismus muss der wirtschaftliche, soziale, politische und ideologische Nährboden entzogen werden, auf dem er gedeiht.
Kein Raketenabwehrsystem, keine noch so gut gerüstete Armee und keine noch so großen inneren Sicherheitsmaßnahmen werden uns vor solchen Anschlägen schützen können.

Mehr Sicherheit erreichen wir nur durch Abrüstung, die Stärkung des internationalen Rechts und durch mehr soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit in der Welt.

Lassen wir nicht zu, dass in unserer Gesellschaft das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen und Religionen zerstört wird. Lassen wir nicht zu, dass in der Bundesrepublik unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung immer mehr Grund- und Freiheitsrechte eingeschränkt werden.

Wir sagen NEIN zu Vergeltung und Krieg. Wir sagen NEIN zu einem militärischen Einsatz der Bundeswehr. Wir verlangen, dass Konflikte ohne Krieg gelöst werden. Wir müssen eine neue Spaltung der Welt verhindern.“

 

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Ohne Rüstung Leben-Informationen 98, Seite 3

Auszug aus den Ohne Rüstung Leben-Informationen 98 von Oktober 2001 [PDF-Download, 2,7 MB]

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