Ohne Rüstung Leben e.V.
Frieden politisch entwickeln

Nachrichten - 22. November 2017 - UPDATE: 11. Dezember 2017

So war die Tagung zum 40-jährigen Jubiläum von Ohne Rüstung Leben

Das Podium bei der Tagung "Friedenslogik politisch entwickeln" von Ohne Rüstung Leben in Bad Boll
Das Podium beim Eröffnungsgespräch der Jubiläums-Tagung. Foto: © Ev. Akademie Bad Boll

Am 17. und 18. November 2017 begingen wir das 40-jährige Bestehen von Ohne Rüstung Leben mit einer Tagung in der Ev. Akademie Bad Boll. Im Rahmen des bunten Programms wurden friedenslogische Perspektiven für die Zukunft diskutiert und die bisherigen Erfolge auf dem Weg von Ohne Rüstung Leben gemeinsam gefeiert. Hier finden Sie die Dokumentation zweier eindrucksvoller Tage.


Im Jahr 1978 unterzeichnete eine junge Frau die Selbstverpflichtungserklärung, die sich seit einigen Wochen verbreitete: „Ich bin bereit, ohne den Schutz militärischer Rüstung zu leben. Ich will in unserem Staat dafür eintreten, dass Frieden ohne Waffen politisch entwickelt wird". Diese Selbstverpflichtung markiert den Anfang der ökumenischen Aktion Ohne Rüstung Leben. Die junge Frau ist heute Oberkirchenrätin und uns stets verbunden geblieben.


Bilanz aus 40 Jahren und Blicke in die Zukunft

Fast 40 Jahre später, am Nachmittag des 17. November 2017, war es an Oberkirchenrätin Karen Hinrichs, das Eröffnungsgespräch der Tagung zum Jubiläum von Ohne Rüstung Leben zu moderieren. Während unser Gründungsmitglied Reinhardt Seibert an die Anfänge erinnerte, rahmte Initiativkreismitglied Sören Widmann unsere Entstehungsgeschichte politisch ein und führte durch wichtige zeitgeschichtliche Ereignisse der letzten Jahrzehnte.

Die rund 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung folgten interessiert den Ausführungen von Paul Russmann, der Bilanz aus fast 40 Jahren friedenspolitischem Engagement zog, und Kerstin Deibert, die spannende Einblicke in die aktuelle und zukünftige Arbeit von Ohne Rüstung Leben gab. Charlotte Kehne, Referentin für Rüstungsexportkontrolle, führte anschließend in eines der Themen ein, die unsere Arbeit im Jahr 2018 bestimmen werden:


G 36-Gewehre in Mexiko

In der Nacht vom 26. auf den 27. September 2014 wurden Studenten im mexikanischen Ayotzinapa von Polizeikräften und weiteren bewaffneten Gruppen angegriffen. 43 Studenten fielen der Praxis des Verschwindenlassens zum Opfer. Unter den vor Ort sichergestellten Waffen befanden sich nachweislich auch G 36-Gewehre von "Heckler & Koch", die gemäß der offiziellen Genehmigungen nie in den Bundesstaat Guerrero hätten gelangen dürfen.

"Nur ein Verbot des Exports von Kleinwaffen und der dazugehörigen Munition kann verhindern, dass mit deutschen Kleinwaffen Gewalttaten und Menschenrechtsverletzungen begangen werden", betonte Charlotte Kehne. Dann gab sie die Bühne frei für die Gruppe "Doppelgänger", eine internationale Laien-Theatergruppe, die in einem bewegenden Auftritt die Geschichten hinter Ayotzinapa und die Folgen der Gewalt konkret werden ließ.


Die Geschichten hinter Ayotzinapa

"'Un millón de pesos' ist ein Theaterstück, welches über das Leben der Studenten aus Ayotzinapa erzählt. Für mich bestand die Notwendigkeit einen Text für das Theater zu schreiben, in der Hoffnung, dass das Verschwinden dieser Studenten einer breiten Öffentlichkeit zuteil wird", sagt Natalia Lévano Casas. Sie leitet die Gruppe, zu der Studierende aus Mexiko, Kolumbien, Guatemala, Deutschland und weiteren Ländern gehören.

Der Samstag hielt Impulsvorträge und Austausch zu vier Themenschwerpunkten bereit, die von hochkarätigen Referentinnen und Referenten vertreten wurden. Friedens- und Konfliktforscher Dr. Martin Quack leitete die inhaltliche Reflexion ein, indem er das Konzept der "Friedenslogik" vorstellte. Frieden sei nach dem inklusiven Konzept der "Friedenslogik" immer nur miteinander möglich, Sicherheit hingegen verstehe sich als Sicherheit vor etwas oder jemandem.


Hochkarätige Referentinnen und Referenten

Kiflemariam Gebrewold leitet das Projekt "Rüstungskonversion und Rüstungsexport" der Badischen Landeskirche. Er stellte Erfolgsbeispiele und Herausforderungen der Umstellung von Rüstungsproduktion auf zivile Fertigung vor. Dr. Markus Weingardt, Bereichsleiter Frieden bei der "Stiftung Weltethos", nahm die Tagungsgäste mit auf eine Reise in 20 Länder und berichtete von religiösen Akteuren, die sich mutig für Frieden einsetzten.

Einen weiten Weg nach Bad Boll hatte Dolores González Saravia auf sich genommen. Die Direktorin der mexikanischen Menschenrechtsorganisation SERAPAZ berichtete von ihrer Arbeit als Mediatorin und Beraterin, bei der sie Opfer der Gewalt in Mexiko begleitet und sich auch mit dem Thema "Gewaltsames Verschwindenlassen" beschäftigt. Ihr beeindruckender Impulsvortrag ergänzte die Eindrücke vom Vorabend um weitere wertvolle Erkenntnisse.


Würdigung derer, die zu Frieden und Gerechtigkeit beigetragen haben

"Die Tagung bot mit den Beiträgen zu Mexiko auf eindrückliche Art und Weise die Möglichkeit, die Folgen von deutschen Rüstungsexporten aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten", so Charlotte Kehne. Kerstin Deibert ergänzt: "Im Zentrum der Jubiläumsfeier von Ohne Rüstung Leben steht für mich, all die Menschen zu würdigen, die in den vergangenen vier Jahrzehnten zu diesem Projekt für Frieden und Gerechtigkeit beigetragen haben."

"Sie haben ihre Zeit und Energie geschenkt, mit ihrem Herzen Protestaktionen durchgeführt und sich mit ihren Gedanken, Ideen und Visionen eingebracht. Ihr Engagement, ihre Großzügigkeit, ihre Begeisterung und Leidenschaft für eine friedlichere Welt haben wesentlich dazu beigetragen, dass wir von Ohne Rüstung Leben nun unseren vierzigsten Geburtstag feiern können", so Kerstin Deibert abschließend.



Wir danken allen, die diese Tagung möglich gemacht haben:

Allen Mitwirkenden der Ev. Akademie Bad Boll, insbesondere Mauricio Salazar, danken wir herzlich für die professionelle und zuverlässige Zusammenarbeit und Unterstützung. Wir danken Dr. Martin Quack und Beate Roggenbuck von der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung, die die Tagung im Rahmen des Projekts "Friedenslogik weiterdenken - Dialoge zur Friedensarbeit und Politik" inhaltlich und finanziell unterstützt haben.

Weiter gilt unser Dank Reinhard Hauff, der von Anfang an mit großem Engagement mitgeplant und gestaltet hat. Nicht zuletzt danken wir herzlich Karen Hinrichs, allen Referentinnen und Referenten, der Theatergruppe "Doppelgänger" und allen Teilnehmenden der Tagung!

 

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Material zum Thema


Dokumentation der Tagung von Dr. Martin Quack [PDF-Download]


Predigt von Oberkirchenrätin Karen Hinrichs zum Abschlussgottesdienst der Tagung [PDF-Download]

Fotos von der Tagung


Das Ensemble der Theatergruppe "Doppelgänger" bei der Tagung von Ohne Rüstung Leben in Bad Boll

Natalia Lévano Casas und Dolores González Saravia

Mauricio Salazar und Charlotte Kehne bei der Tagung von Ohne Rüstung Leben in Bad Boll

[Klicken Sie für mehr Informationen und um die Bilder zu vergrößern]

Die Tagung fand statt mit Unterstützung des Projektes "Friedenslogik weiterdenken - Dialoge zur Friedensarbeit und Politik" der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung

Plattform Zivile Konfliktbearbeitung


gefördert durch Bundesmittel des Programms "zivik – Zivile Konfliktbearbeitung" des Instituts für Auslandsbeziehungen

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