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Nachrichten - 20. November 2020 - UPDATE: 25. November 2020

Geplante DAX-Reform: Rüstungslobby fühlt sich diskriminiert

Börsenkurse, Bulle und Bär: Pläne für eine DAX-Reform sorgen für Aufregung in der Rüstungsbranche

Das Vorhaben der Deutschen Börse, bestimmte Waffenhersteller aus dem Aktienindex DAX auszuschließen, sorgt derzeit für Aufregung. Wie das Handelsblatt berichtet, hat der Rüstungsindustrieverband BDSV lautstark Beschwerde gegen die Pläne eingelegt. Seine Branche fühle sich diskriminiert.

 
Hintergrund der Aufregung ist die aktuell laufende DAX-Reform, in deren Rahmen erweiterte Qualitätskriterien für den bedeutendsten deutschen Aktienindex und die weiteren zugehörigen Indizes eingeführt werden sollen. Unter anderem ist geplant, Unternehmen mit Umsätzen von mehr als 10 Prozent mit kontroversen Waffen aus allen DAX-Auswahlindizes auszuschließen.


Hersteller "kontroverser Waffen" sollen aus dem DAX fliegen

Ein solcher Ausschluss könnte zur Folge haben, dass diese Unternehmen zukünftig auf den Finanzmärkten weniger gehandelt werden und somit schwieriger an Fremdkapital gelangen. Für Unruhe sorgt vor allem die Bezeichnung "kontrovers", da diese laut dem Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) nicht eindeutig definiert sei.

Unstrittig ist: Streumunition, Landminen sowie Chemische und Biologische Waffen fallen darunter. Auch Atomwaffen dürften mittelfristig als "kontrovers" anerkannt werden, nachdem der UN-Atomwaffenverbotsvertrag am 22. Januar 2021 in Kraft getreten ist. Allerdings fürchtet offenbar auch der Rüstungskonzern Airbus, der das Kampfflugzeug "Eurofighter" produziert, dass ihm künftig der Zugang zum DAX verwehrt werden könnte.


Rüstungsbranche fühlt sich von nachhaltigen Investments diskriminiert

Die Deutsche Börse will bis zum 24. November 2020 die Beschwerden und Einwände prüfen und dann die endgültigen neuen Regelungen für die DAX-Indizes veröffentlichen. BDSV-Hauptgeschäftsführer Hans-Christoph Atzpodien sieht seine Branche jedoch auch darüber hinaus an den Finanzmärkten diskriminiert. So sei der aktuelle Trend zu nachhaltigen Investments eine Bedrohung für Rüstungsunternehmen.

Fonds, die nur in Aktien von Unternehmen investieren, die sich Umweltschutz, Sozialen Standards und den Kriterien der guten Unternehmensführung verpflichtet haben, würden vermehrt auch Rüstungsunternehmen ausschließen. Für Atzpodien unverständlich, denn: "Unternehmen der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie setzen sich genauso mit Nachhaltigkeit auseinander wie Unternehmen anderer Branchen".


Jeder Schritt zu mehr Transparenz ist begrüßenswert

Offenbar will sich die Rüstungslobby dem Wunsch von immer mehr Anlegern nach nachhaltigen und transparent rüstungsfreien Investments entgegenstellen. Zu diesem Zweck scheint sie sich nicht einmal zu schade dafür, die eigene Branche als besonders nachhaltig darzustellen. Die verheerenden Folgen von Waffenlieferungen in Krisenregionen, nuklearer Aufrüstung und immer neuen militärisch eskalierenden Konflikten für ein nachhaltiges Leben auf unserem Planeten blendet sie dabei einfach aus.

Tatsächlich ist es für interessierte Anleger alles andere als einfach, zu prüfen, ob ihre Altersvorsorge oder ihre Investitionen in Fonds vielleicht doch zur Finanzierung von Rüstungsunternehmen genutzt werden. Noch immer ist umfangreiches zivilgesellschaftliches Engagement nötig, um etwa die Finanzströme zurückzuverfolgen, die weltweit in Atomwaffen fließen. ICAN und PAX nehmen diesen Aufwand jährlich für den fundierten und umfangreichen Bericht "Don't Bank on the Bomb!" auf sich.

Jede Bemühung, hier für mehr Transparenz zu sorgen, ist begrüßenswert.


UPDATE (25. November 2020): Deutsche Börse streicht Regelung zu kontroversen Waffen

Die Deutsche Börse hat die finalen Rahmenlinien zur Reform des DAX veröffentlicht. Die vorgeschlagene Regelung zu kontroversen Waffen findet sich nicht mehr in den Regeländerungen. Wie die Tagesschau berichtet, will die Deutsche Börse stattdessen dem Thema "durch das Angebot spezieller Nachhaltigkeits-Indizes" stärker Rechnung tragen.

 

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