Nachrichten - 27. Juli 2022
Große europäische Banken unterstützen Waffenhändler mit Milliarden
Europäische Banken finanzieren Unternehmen, die Waffen an menschenrechtsverletzende Staaten oder in Kriegs- und Krisengebiete verkaufen. Derzeit haben die fünfzehn größten Banken in Europa rund 87 Milliarden Euro in entsprechende Waffenfirmen investiert. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der niederländischen Friedensorganisation PAX.
Laut der Studie hat die Mehrheit der finanziell unterstützten Unternehmen in den letzten Jahren Waffen nach Saudi-Arabien oder in die Vereinigten Arabischen Emirate geliefert - Länder, die massiv am Jemen-Krieg beteiligt sind. Zu diesen Unternehmen zählen demnach unter anderem Airbus, BAE Systems, Leonardo, AVIC, Boeing, Lockheed Martin und Raytheon.
Deutsche Bank auf traurigem Platz zwei
Unter den europäischen Finanziers dieser Rüstungsfirmen hält die französische Bank BNP Paribas den ersten Platz: Sie hat über 16 Milliarden Euro in elf Waffenhersteller investiert, darunter Boeing, Airbus und General Electric. Airbus hat Kampfjets an Saudi-Arabien und Anti-Schiffs-Raketen an die Vereinigten Arabischen Emirate verkauft. General Electric stellt Düsentriebwerke für die saudi-arabische Luftwaffe her.
Auf Platz zwei folgt die Deutsche Bank mit Investitionen von fast 15 Milliarden Euro. Den Großteil investierte die Bank laut PAX in die Firmen Boeing und Raytheon, also Unternehmen, die Zehntausende von Bomben an Saudi-Arabien lieferten.
Offensichtliche Diskrepanz zwischen Anspruch und Praxis
Fast alle in der Studie untersuchten Banken haben Ausschlusskriterien und Richtlinien für ihre Rüstungsinvestitionen. Die Studie stellt jedoch fest, dass sie dennoch in erheblichem Umfang investiert haben. Einige Banken waren nicht bereit, sich zu dieser offensichtlichen Diskrepanz zwischen Anspruch und Praxis zu äußern.
Andere verwiesen darauf, keine spezifischen Waffengeschäfte zu finanzieren, wenn ernste Menschenrechtsrisiken bestehen oder das Land in einen bewaffneten Konflikt verwickelt ist. Sie stellen den Waffenproduzenten jedoch weiterhin andere Finanzmittel zur Verfügung - etwa allgemeine Unternehmensdarlehen, die durch die Rüstungsunternehmen nach eigenem Ermessen verwendet werden können.
"Zivilbevölkerung trägt die Hauptlast"
Der Forscher Cor Oudes von PAX kommentiert diese Ergebnisse: "In vielen Kriegsgebieten trägt die Zivilbevölkerung die Hauptlast des Missbrauchs von Waffen, die in den USA oder in der EU hergestellt wurden. Es ist von größter Bedeutung, dass die Banken die Lücken in ihren Richtlinien schließen und die Finanzierung von Rüstungsunternehmen, die am risikoreichen Waffenhandel beteiligt sind, weiter einschränken."
Mehr Informationen
Die Presseerklärung und die vollständige Studie der niederländischen Friedensorganisation PAX finden Sie hier [beides in englischer Sprache]:
Material zum Thema
Faltblatt "Finanziert Ihr Erspartes heimlich die Waffenindustrie?" [PDF-Download, 690 KB]
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