Nachrichten - 19. Juli 2023
Klimakiller Militär: Warum Abrüstung für den Klimaschutz unverzichtbar ist
Die Klima- und Biodiversitätskrise hat immense Auswirkungen auf unser Leben. Hitzewellen und Flutkatastrophen erreichen inzwischen auch Mitteleuropa. Rüstung und Militär sind wahre Klimakiller und stehen dem Klimaschutz im Weg - und das aus mehreren Gründen. Ein Überblick mit Daten, Argumenten und weiterführenden Quellen.
1. Jeder Krieg ist eine ökologische Katastrophe
Krieg hinterlässt verbrannte Erde: Detonationen und Brände, radioaktive Munition, Chemikalien und Kampfmittel führen zu ökologischen Katastrophen an Land und in den Meeren. Ganz zu schweigen von den apokalyptischen Folgen, die ein Atomkrieg hätte. In der Berichterstattung bleiben diese Aspekte oft im Hintergrund; doch Menschen, Natur und Klima leiden jahrzehntelang darunter. Schätzungen zufolge hat der Irak-Krieg über 250 Millionen Tonnen Treibhausgase verursacht - das ist deutlich mehr als die jährlichen Emissionen von Spanien!
Quellen zum Weiterlesen:
- forumZFD / Gastbeitrag von Dr. Angelika Claußen, IPPNW: Klimakiller Krieg
- Conflict and Environment Observatory: How does war contribute to climate change?
- Scientists for Global Responsibility: How war in Ukraine is derailing climate action [PDF-Download]
2. Die Klimabilanzen des Militärs sind eine Blackbox
Militär und Rüstungsindustrie sind auch in Friedenszeiten Klimakiller: Wissenschaftliche Hochrechnungen gehen davon aus, dass sie weltweit 5,5 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen verursachen. Zum Vergleich: Der Luftverkehr ist für rund 3 Prozent verantwortlich. Doch während andere Emissionen gemäß der UN-Klimarahmenkonvention penibel erfasst und jährlich offengelegt werden müssen, ist das Militär aus den Klimaschutzprotokollen von Kyoto und Paris explizit ausgenommen. Es kann daher weiter ungehindert das Klima zerstören.
Quellen zum Weiterlesen:
- ARD-KlimaZeit: Militär und Klima - wie sich Kriege auf den Klimawandel auswirken
- DIE ZEIT: Wie Krieg den Klimawandel anheizt
- NZZ: Das Militär ist für 5% des weltweiten Treibhausgasausstosses verantwortlich
3. Auch die Bundeswehr verfehlt die Klimaziele
Die Bundeswehr veröffentlicht zumindest regelmäßig einen Nachhaltigkeitsbericht. Darin zeigt sich, dass ihr CO₂-Ausstoß von 2019 bis 2021 um fast 18 Prozent gestiegen ist! Doch selbst diese erschreckenden Zahlen sind unvollständig. Eine britische Studie der "Scientists for Global Responsibility" kommt zu dem Schluss, dass der tatsächliche CO₂-Fußabdruck der Bundeswehr schon 2019 mehr als dreimal so hoch war, wie im Nachhaltigkeitsbericht angegeben. Es ist zu erwarten, dass die immense Aufrüstung nun zu weiter steigenden Treibhausgas-Emissionen führt. Jede Milliarde mehr fürs Militär verursacht also neue Klimaschäden!
Quellen zum Weiterlesen:
- Tagesschau: Bundeswehr verfehlt Klimaziele
- Nachhaltigkeitsbericht 2022 der Bundeswehr [PDF-Download]
- Conflict and Environment Observatory: Under the Radar - The Carbon Footprint of Europe's Military Sectors [PDF-Download]
- Klimareporter-Streitgespräch: "Rüstung heizt die Klimakrise doppelt an"
4. Militarisierung ist Ausdruck einer klimaschädlichen Politik
Die zehn Länder mit den weltweit größten Treibhausgas-Emissionen haben alle überdurchschnittlich hohe Militärausgaben! Ihre militärische Dominanz geht einher mit einer gravierenden Zerstörung von Umwelt und Biodiversität und dem Festhalten an fossilen Energien. Damit gehörten sie zu den Hauptverursachern der Klimakrise, die besonders im Globalen Süden zu neuen Konflikten um knappe Ressourcen führt und immer mehr Menschen zur Flucht zwingt. Das widerum dient den reichen Industrienationen als Argument für eine "Sicherheitspolitik" mit noch mehr Abschottung und Aufrüstung. Ein perfider Teufelskreis.
Quellen zum Weiterlesen:
- Internationale Politik: Warum Klimapolitik Krisenprävention ist
- Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen: Klimaschutz ist Friedenspolitik
- Frieden entwickeln - Wie Frieden und nachhaltige Entwicklung zusammenhängen
- Stop Wapenhandel: Climate Collateral - How military spending accelerates
climate breakdown [PDF-Download]
Ein grundsätzliches Umdenken ist nötig
Wer es ernst meint mit Frieden und Klimaschutz, muss diesen Teufelskreis durchbrechen! Ohne Rüstung Leben fordert von der Politik, anzuerkennen, dass militärische Rüstung immer mit gravierenden Umwelt- und Klimaschäden einhergeht:
- Die Klimabilanzen von Militär und Rüstungsindustrie müssen umfassend veröffentlicht und verpflichtende Treibhausgas-Reduktionen festgelegt werden.
- Die weltweite Aufrüstung muss gestoppt werden, weil sie dem Klima massiv schadet.
- Die Klimakrise befeuert künftige Konflikte! Daher muss die Politik deutlich mehr in zivile Krisenprävention und Konfliktbearbeitung, globale Klimagerechtigkeit und einen schnellen Ausstieg aus fossilen Energien investieren.
Material zum Thema
Unterschriftenliste: "Frieden braucht Klimaschutz braucht Abrüstung" [PDF-Download]
Ohne Rüstung Leben-Informationen, Ausgabe 185 [PDF-Download, 3,5 MB]
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