Nachrichten - 24. April 2023
SIPRI: Militärausgaben in Europa steigen so schnell wie seit 30 Jahren nicht
Die weltweiten Militärausgaben sind auf unglaubliche 2,2 Billionen US-Dollar gestiegen. In Europa wachsen sie so schnell wie seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr. In realen Zahlen sind die Rüstungsetats in Mittel- und Westeuropa nun höher als 1989. Dies geht aus neuen Daten des Stockholmer Institut für Internationale Friedensforschung (SIPRI) hervor.
Die weltweiten Militärausgaben sind demnach 2022 zum achten Mal in Folge gestiegen und haben einen historischen Höchststand von 2,2 Billionen US-Dollar erreicht. In Europa wurde der sprunghafte Anstieg der Rüstungsetats vor allem von Russland und der Ukraine verursacht - doch auch die anderen europäischen Staaten rüsten auf. "Dazu gehören mehrjährige Pläne zur Erhöhung der Ausgaben mehrerer Regierungen", sagt Dr. Diego Lopes da Silva, leitender Forscher des SIPRI-Programms für Militärausgaben und Rüstungsproduktion.
Es sei daher zu erwarten, dass die Militärausgaben in Mittel- und Westeuropa in den kommenden Jahren weiter steigen. Die Regierungen reagierten mit militärischer Aufrüstung auf ein "sich verschlechterndes Sicherheitsumfeld, das sich ihrer Meinung nach in naher Zukunft nicht verbessern wird", so SIPRI. Daher verwundert es nicht, dass einige der stärksten Anstiege in Finnland (+36 Prozent), Litauen (+27 Prozent), Schweden (+12 Prozent) und Polen (+11 Prozent) zu verzeichnen sind.
USA bleiben mit Abstand größte Miliärmacht
Den mit Abstand größten Militäretat der Welt haben weiterhin die Vereinigten Staaten. Die US-Militärausgaben beliefen sich 2022 auf 877 Milliarden Dollar. Das sind 39 Prozent der gesamten weltweiten Rüstungsausgaben und dreimal die Ausgaben Chinas. "Der Anstieg der Militärausgaben der USA im Jahr 2022 ist größtenteils auf die beispiellose finanzielle Militärhilfe für die Ukraine zurückzuführen", so Dr. Nan Tian, leitende Forscherin des SIPRI.
Die Militäretats in Asien und Ozeanien betragen rund 575 Milliarden Dollar, das sind 45 Prozent mehr als 2013. Die Ausgaben steigen seit mindestens 1989 kontinuierlich an. China hat mit rund 292 Milliarden Dollar weiterhin die zweitgrößten Militärausgaben der Welt - und investiert offenbar massiv in seine Marine, was vor allem mit Blick auf den Konflikt um Taiwan besorgniserregend ist. Japans Militärausgaben stiegen zwischen 2021 und 2022 um 5,9 Prozent und erreichen nun 46,0 Milliarden Dollar.
Deutschland hat größten Rüstungsetat der EU
Deutschland liegt mit Rüstungsausgaben von 55,8 Milliarden Dollar auf Rang sieben des weltweiten SIPRI-Rankings. Damit hat die Bundesrepublik den größten Militäretat aller EU-Staaten. Das 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr ist darin noch nicht enthalten, da es erst in den kommenden Jahren investiert werden soll. Die Bundesregierung reiht sich somit ein in die Gruppe der Staaten, denen auf weltweite Aufrüstung und Konfrontation keine andere Reaktion einfällt, als weitere Aufrüstung und Konfrontation.
Das ist brandgefährlich und sorgt dafür, dass die Welt immer unsicherer wird! 15 Länder der Welt sind für mehr als 80 Prozent der militärischen Rüstung verantwortlich - an ihnen wäre es, Alternativen aufzuzeigen! Ohne Rüstung Leben fordert die Bundesregierung daher auf, sich von der gefährlichen Symbolpolitik der Zwei-Prozent-Ziele und Sonderschulden zu verabschieden und stattdessen zielgerichtet deutlich mehr in den Ausbau von Diplomatie, ziviler Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und Friedensförderung zu investieren!
Mehr Informationen
SIPRI: World military expenditure reaches new record high as European spending surge
ZEIT: Aufrüsten wie im Kalten Krieg
Frankfurter Rundschau: Ausgaben für Militär weltweit so hoch wie nie
Aktionsmaterial zum Thema
Faltblatt "Deutschlands zivile Friedensfähigkeiten stärken" mit der Erklärung für Abgeordnete
[PDF-Download, 3,1 MB]
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