Ohne Rüstung Leben e.V.
Frieden politisch entwickeln

Nachrichen - 4. Januar 2024

Wir trauern um Sören Widmann

Dr. Sören Widmann

Am 31. Dezember 2023 ist unser langjähriges Mitglied Dr. Sören Widmann gestorben. Wir trauern um einen klugen und herzlichen Mitstreiter, einen überzeugten Verfechter der UN-Charta und eine unüberhörbare Stimme für evangelische Friedensethik.


"Eine weltweite Friedenspolitik, die auf Waffenarsenale und stehende Heere verzichtet. Eine Menschheit, die Hunger und Armut besiegt hat, die ihre Umwelt schont und eine sichere Lösung für die atomaren Abfälle kennt."

So formulierte Sören Widmann seinen Wunsch für die Welt in 60 Jahren. Und dieses Ziel war ihm Antrieb und Ermutigung zugleich für ein lebenslanges Engagement. Nach einer Kindheit im Krieg hatte er seine erste - und prägende - Berührung mit Friedenspolitik in Gustav Heinemanns GVP (1951-1953). Als Student nahm er 1958 an der Kampagne "Kampf dem Atomtod!" teil und protestierte gegen den Plan einer atomaren Bewaffnung der Bundeswehr.


Sören studierte Theologie und promovierte in Tübingen. Während seiner anschließenden Tätigkeit als Studentenpfarrer in Stuttgart (1969 - 1976) wurde er Gründungsmitglied der "Offenen Kirche" und von "Pro Ökumene". Zudem engagierte er sich mit Studierenden etwa aus Vietnam, dem Iran und Palästina. Ab 1976 war er Religionslehrer und wurde schließlich 1991 Beauftragter der Ev. Landeskirche in Württemberg für den Religionsunterricht an beruflichen Schulen.

In der SPD und in der Zivilgesellschaft protestierte Sören gegen den Nachrüstungsbeschluss und setzte sich kontinuierlich für eine atomwaffenfreie Welt ein. 2002 schließlich kam er zu Ohne Rüstung Leben, unterstützte unsere Leitungsgremien, war zeitweise auch im Vorstand tätig und blieb bis zu seinem Tod Mitglied des Vereins. Parallel gründete er 2003 die "Salacher Initiative für den Frieden" in seinem Heimatort.


Drei friedenspolitische Themenbereiche trieben Sören besonders um: Sein lebenslanges Engagement gegen Atomwaffen. Sein Wunsch nach Frieden für die Menschen in Israel und Palästina, wofür er sich im Kairos-Palästina-Solidaritätsnetz stark machte. Und schließlich die Auseinandersetzung mit der evangelischen Friedensethik, etwa in Form seiner ausführlichen Replik auf die EKD-Friedensdenkschrift von 2007.

In Anlehnung an Dietrich Bonhoeffer mahnte er darin, sich nicht in die "sichere Burg ethischer Prinzipien zurückzuziehen", sondern "dem gerecht zu werden, was jetzt und heute zu tun ist".  "Wer sich darauf einlässt, wird in aller Regel die erstaunliche Entdeckung machen, dass sich der Geist der Gewaltlosigkeit als inspirierende Kraft erweist, die stets aufs Neue dazu befähigt, für gerechten Frieden mit politischen Mitteln und ohne zerstörende Gewalt zu sorgen."


Wer mit Sören zusammenarbeiten durfte, spürte es: Dieser Mann wurde angetrieben von einer positiven Vision. Er handelte nicht gegen, sondern für etwas! Seine persönliche Überzeugung von der Vision eines Zusammenlebens in Frieden, weltweit anerkanntem Recht und fairer Lebensbedingungen für alle gab ihm Kraft. Als überzeugter Verfechter der Weltgemeinschaft bezog Sören sich oft auf seine fundierten Kenntnisse der UN-Charta.

So ging er bis ins hohe Alter zwar streitbar in Diskurse und Gespräche - hatte dabei aber ein freundliches Lächeln auf den Lippen. Am 31. Dezember 2023 ist Sören Widmann im Alter von 89 Jahren gestorben. Wir sind in Gedanken und Trauer bei seiner Familie. Und wir sind dankbar, dass er sein Wissen, seine Energie, seine Visionen und seine Herzlichkeit mit uns geteilt hat.

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