Ohne Rüstung Leben e.V.
Frieden politisch entwickeln

Corona-Friedenstagebuch - 10. April 2020

Corona-Friedenstagebuch (2): Die Krankheit des Krieges beenden

Corona-Friedenstagebuch von Ohne Rüstung Leben

 

Das Coronavirus hat unseren Alltag auf den Kopf gestellt. Genau wie vermutlich auch Sie mussten wir - das Team von Ohne Rüstung Leben - uns auf die neue Situation einstellen. Größtenteils arbeiten wir von zu Hause aus. Unsere Geschäftsstelle ist aber weiterhin besetzt und freut sich über Ihre Bestellungen und Anfragen!

In den letzten Wochen haben wir uns gefragt, was die neue Situation für unsere Arbeit bedeutet. Immer mehr fiel uns dabei auf: Das Thema "Frieden" findet zwar aktuell kaum Aufmerksamkeit, doch die Corona-Pandemie und unser Umgang damit hat ganz konkrete Auswirkungen auf friedenspolitische Themen.

Schauen Sie mit uns genauer hin! Jeden Freitag betrachten wir einen anderen Aspekt der Corona-Krise aus friedenspolitischer Perspektive und laden Sie ein, unsere Gedanken und Impulse mitzudenken und zu teilen.


 

Corona-Friedenstagebuch (2): Die Krankheit des Krieges beenden

In einem dramatischen Appell hat UN-Generalsekretär António Guterres am 23. März 2020 alle Kriegsparteien weltweit aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen. Ein Waffenstillstand könne dazu beitragen, Korridore für lebensrettende Hilfe zu schaffen und es den Menschen in den Konfliktgebieten dieser Erde ermöglichen, sich auf das Coronavirus vorzubereiten.

"Wir müssen die Krankheit des Krieges beenden und die Krankheit bekämpfen, die unsere Welt verwüstet", so der Generalsekretär.

Während die Gesundheitssysteme in Europa auf eine harte Probe gestellt werden und wir uns in Deutschland sorgen, dass unsere Intensivbetten und Beatmungssysteme nicht ausreichen könnten, sind die Gesundheitssysteme in von Kriegen verwüsteten Ländern bereits zusammengebrochen – ganz ohne die Corona-Pandemie.

Menschen in Kriegsgebieten am meisten betroffen

In Konfliktgebieten wie Syrien und dem Jemen liegt nach jahrelangen erbitterten Kämpfen die medizinische Grundversorgung am Boden. 2017 grassierte im Jemen eine Cholera-Epidemie mit hunderttausenden Kranken. Sie verbreitete sich mit der schnellsten Geschwindigkeit, die jemals gemessen wurde. Dennoch fand sie weltweit kaum Beachtung.

Greift die Corona-Pandemie auf solche Konfliktregionen über, könnte das katastrophale Auswirkungen haben. Denn das Virus und bewaffnete Konflikte haben eines gemeinsam: Sie vergrößern bereits bestehendes Leid.

Ungleichheiten werden durch COVID-19 vergrößert

Zwar sitzt die Menschheit im gleichen Boot was die Möglichkeit einer Ansteckung angeht: Das Virus macht vor keiner Grenze halt, interessiert sich nicht für Nationalität oder Hautfarbe, unterscheidet nicht zwischen Arm und Reich. Doch die konkreten Folgen der Corona-Krise treffen Menschen unterschiedlich hart.

Bereits benachteiligte Gruppen haben weniger Möglichkeiten sich zu schützen. Vertriebene, Menschen in Krisen- und Kriegsregionen und jene, die von Armut oder Ausgrenzung betroffen sind, werden durch die aktuelle Situation noch verletzlicher. Ihr Zugang zu sozialen Dienstleistungen wie medizinischer Versorgung wird noch unsicherer.


Konfliktverhütung nicht aus dem Blick verlieren

Gleichzeitig ist abzusehen, dass die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Folgen der Corona-Krise den Frieden in vielen Ländern langfristig gefährden werden. Daher appelliert das Konsortium Ziviler Friedensdienst, dass es gerade jetzt dringend nötig ist, die Friedensarbeit aufrechtzuerhalten, um zu verhindern, dass Konflikte aufgrund der Corona-Pandemie entstehen oder eskalieren.

Um friedlichere und widerstandsfähigere Gesellschaften aufzubauen, sind Friedensförderung, Gewaltprävention, internationale Zusammenarbeit und menschliche Solidarität heute so wichtig wie nie. In seinem Appell mahnt UN-Generalsekretär António Guterres deshalb auch, die Aufmerksamkeit von der Verhütung und der Vermittlung von Konflikten nicht abzulenken.

Wir finden: Die Corona-Pandemie zeigt uns unmittelbar den Wert von Gesundheit und medizinischer Versorgung. Und sie führt uns vor Augen, wie unwürdig diese Versorgung für viele Menschen in Kriegs- und Konfliktgebieten ist.

 

Alle Folgen unseres Corona-Friedenstagebuches finden Sie zukünftig hier

 

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