Ohne Rüstung Leben e.V.
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Nachrichten - 10. Oktober 2019

Führt der Klimawandel zu mehr Konflikten und Kriegen?

Führt der Klimawandel zu mehr Konflikten und Kriegen?

Mehr Militär ist keine Antwort auf die Klimakrise. Deshalb kritisiert Ohne Rüstung Leben die Forderung nach höheren Rüstungsausgaben. Doch führt der Klimawandel zu mehr gewaltsamen Konflikten? Wie trägt das Militär zur Erderwärmung bei? Und kann Friedenspolitik eine Antwort auf die Folgen der Klimakrise sein? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.


Erhöht der Klimawandel das Risiko gewaltsamer Konflikte und Kriege?

Der Klimawandel an sich, darüber ist sich die Forschung einig, verursacht nicht automatisch Gewalt. Dennoch bezeichnet der aktuelle UN-Weltklimabericht von 2014 den Klimawandel als eine Bedrohung für die menschliche Sicherheit und betont, dass klimatische Veränderungen unter bestimmten Bedingungen das Risiko bewaffneter Konflikte erhöhen.

Denn die Folgen des Klimawandels - Hungerkrisen, wachsende Konkurrenz um immer knapper werdende Ressourcen und unfreiwillige Migration - stellen Risikomultiplikatoren dar. Sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Konflikte entstehen oder eskalieren, besonders in Gesellschaften, die von großer Ungleichheit oder Ausgrenzung geprägt sind.

Inwiefern trägt militärische Aufrüstung zur Klimakrise bei?

Zunächst einmal stehen die Mittel, die in militärische Rüstung investiert werden, nicht mehr für den Klimaschutz, Anpassungsmaßnahmen und nachhaltige Innovationen zur Verfügung. Laut Greenpeace wurde 2018 weltweit sechsmal mehr Geld für militärische Zwecke ausgegeben, als für erneuerbare Energien.

Das Militär ist jedoch auch selbst Teil des Problems. Allein das US-Militär produziert mehr Treibhausgase als ein Großteil der mittelgroßen Länder dieser Erde! Kriege, bewaffnete Konflikte und militärische Übungen tragen außerdem massiv zur Umweltzerstörung bei. Sie vergiften Gewässer, vernichten wertvolles Land und hinterlassen gefährliche Munitionsreste im Boden. Ein regional begrenzter nuklearer Krieg hätte gar weltweite Klimaveränderungen zur Folge.

Kann Friedenspolitik eine Antwort auf die Folgen der Klimakrise sein?

Die Klimakrise und ihre Folgen stellen uns vor große Herausforderungen: Unsicherheiten, Instabilität und Spannungen werden zunehmen. Die Menschheit muss ihre Beziehungen untereinander neu organisieren. Eine ganzheitliche Friedenspolitik ist dafür der richtige Weg, denn sie will die Voraussetzungen für ein langfristig friedliches Zusammenleben schaffen.

Dies erreicht eine solche Friedenspolitik zum einen durch zivile Konfliktbearbeitung und Maßnahmen zur Gewaltprävention. Gleichzeitig setzt sie darauf, die Anpassung an Klimaveränderungen und ihre Folgen so zu gestalten, dass niemand zurückgelassen wird. Das bedeutet auch, zivilgesellschaftliche Akteure zu stärken und alle Betroffenen in (inklusive und partizipative) Veränderungsprozesse einzubinden. Ausführlich werden diese und andere Aspekte von der "Arbeitsgemeinschaft Frieden und Entwicklung" (FrieEnt) beschrieben.

Was fordert Annegret Kramp-Karrenbauer für den Verteidigungsetat und warum ist diese Forderung zu kritisieren?

In ihrer Regierungserklärung am 24. Juli 2019 sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, sie wolle den Verteidigungsetat bis zum Jahr 2024 auf 1,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erhöhen. Laut den aktuellen Prognosen der Bundesregierung für die Entwicklung des BIP entspräche dies einem drastischen Wachstum von heute rund 43 Milliarden Euro auf fast 56 Milliarden Euro im Jahr 2024.

Die Verteidigungsministerin argumentiert dabei mit einer Verteidigungslogik, die internationale Verantwortung vor allem militärisch begreift. Mit der fehlgeleiteten Politik steigender Verteidigungsausgaben gibt sie jedoch keinerlei konstruktive Antwort auf die Herausforderungen der Klimakrise und ihrer Folgen - im Gegenteil, militärische Aufrüstung verstärkt das Risiko gewaltsamer Konflikte.

Wie kann Deutschland zu einer zivilen, klimafreundlichen Sicherheitspolitik beitragen?

Zunächst einmal sollte Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen und Forderungen nach mehr konfrontativer Verteidigungslogik eine Absage erteilen. Um die Folgen der Klimakrise zumindest abzuschwächen, müssen möglichst viele Staaten an einem Strang ziehen. Daher sollte die Bundespolitik im Rahmen der internationalen Bündnisse UNO, OSZE und EU Projekte zur Gewaltprävention und Unterstützung besonders betroffener Staaten stärken.

Außerdem könnte Deutschland neue Initiativen anstoßen, die auf eine nachhaltige Zusammenarbeit, gerechte Außenbeziehungen und ganzheitliche Friedensförderung setzen, wie sie die Agenda 2030 einfordert. Konkrete Maßnahmenvorschläge dazu hat die Initiative "Sicherheit neu denken" ausgearbeitet, an der Ohne Rüstung Leben beteiligt ist.

 

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