Ohne Rüstung Leben e.V.
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Nachrichten - 9. Juli 2019

Ökumenischer Aktionstag mit Margot Käßmann lockt fast 1.000 Menschen nach Büchel

Beim Ökumenischen Aktionstag 2019 am Atombombenstützpunkt Büchel wurde symbolisch abgerüstet.
Die Atomwaffen in Büchel wurden symbolisch abgerüstet. Foto: © Ohne Rüstung Leben

Zum zweiten Mal fand am 7. Juli 2019 der Aktionstag in Büchel statt - genau zwei Jahre nach der Verabschiedung des Atomwaffenverbotsvertrages durch die Vereinten Nationen. Diesmal kamen noch einmal deutlich mehr Menschen als im vergangenen Jahr - auf der Wiese vor der großen Bühne blieben kaum noch Plätze frei. Unser Bericht eines eindrucksvollen Tages.


Noch während die Busse aus allen Teilen Deutschlands in Büchel eintreffen und sich die große Wiese vor dem Tor zum Atomwaffenstützpunkt langsam füllt, brechen die Wolken auf und die Sonne lässt letzte Reste des vorangegangenen Regenschauers verdunsten. Auf der Bühne begrüßt Musik im Wechsel mit kurzen, prägnanten Redebeiträgen die Menschen, die sich an diesem Tag versammeln, um gegen die Atomwaffen auf deutschem Boden zu protestieren.


Gänsehaut und Betroffenheit

Roland Blach, Koordinator der Kampagne "Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt" blickt in seiner Rede zurück auf viele Jahre des Engagements für eine Welt ohne Atomwaffen. In diesem Jahr wird die Kampagne dafür mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet. Ralf Becker stellt das Szenario "Sicherheit neu denken" vor, das Wege in eine zivile Sicherheitspolitik der Zukunft aufzeichnen möchte. Die Idee, realistische Alternativen zu militärischer Abschreckung zu entwerfen, stößt auf großes Interesse.

Warum fordern wir die Ächtung aller Atomwaffen? Auf der Bühne in Büchel gibt die japanische Schauspielerin Sachiko Hara darauf eine unnachahmliche, berührende Antwort: Gemeinsam mit Teilnehmenden des nahegelegenen Aktionscamps hat sie eine Performance einstudiert, nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit nach Hiroshima, an jenen sonnigen Sommertag, als eine einzige Bombe das Leben Hunderttausender zerstörte. Sachiko Hara gibt den Verwundeten und Getöteten Namen, Gesichter und Geschichten und sorgt für Gänsehaut und Betroffenheit.


Margot Käßmann stellt eindringliche Fragen

Ein sonniger Sommertag ist auch der 7. Juli 2019 in Büchel. Die fast 1.000 Menschen, die mittlerweile auf der Wiese sitzen, teilen Gedanken, Sorgen, Visionen und das mitgebrachte Mittagessen. Kontakte werden geknüpft, Erinnerungen ausgetauscht und Pläne gemacht. Es herrscht eine herzliche, zuversichtliche Stimmung. Die Delegation aus den USA stellt sich vor, Menschen aus verschiedenen Bundesstaaten, die extra angereist sind, um die Proteste gegen Atomwaffen in Büchel zu unterstützen.

Um 14 Uhr lenkt der Beginn des ökumenischen Gottesdienstes die Aufmerksamkeit zurück auf die Bühne. Dort hat nun Dr. Margot Käßmann das Wort. In ihrer Predigt zu Lukas 1, 79 ("... und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens") stellt die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende eindringliche Fragen: "Wenn wir die Geschichte Hiroshimas hören, wie kann da jemals wieder jemand Atomwaffen einsetzen wollen?" Und weiter: "Wie kann es sein, dass wir im Jahr 2019 noch immer nicht fähig sind, Konflikte friedlich zu lösen?"


"Nicht naiv, sondern hoffnungsvoll"

"Wir dürfen uns nicht in die Verantwortungslosigkeit hineinschläfern lassen!", ist Margot Käßmann überzeugt, denn: "Am Ende sind es die Gewaltlosen, die in Würde erinnert werden, nicht die Kriegstreiber". Naiv sei es daher nicht, sich gegen Hass zu stellen und für Frieden einzusetzen, sondern hoffnungsvoll. Käßmann erinnert an die Flamme im Friedenspark in Hiroshima, die erst erlöschen soll, wenn alle Atomwaffen von dieser Erde verschwunden sind: "Ich bin fester Hoffnung, dass diese Flamme eines Tages erlischt."

Dazu passt das Grußwort von Beatrice Fihn, Direktorin der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN). Sie lässt ausrichten, wie ermutigend und inspirierend der Protest in Büchel für sie sei. Es tue gut, Menschen in Büchel zu wissen, die "sich weigern, zu akzeptieren, dass Drohungen mit Massenvernichtungswaffen Teil einer normalen Sicherheitspolitik sein könnten! Denn sie sind es nicht!" Immer wieder ertönt die Forderung an die Bundesregierung, den Atomwaffenverbotsvertrag für Deutschland zu unterzeichnen.


Eindrucksvolles "Bombenballett"

Für den Abschluss des überaus gelungenen Aktionstages hatten sich die Organisatorinnen und Organisatoren in diesem Jahr etwas ganz besonderes einfallen lassen: Zwanzig originalgetreue Nachbildungen der B-61-12-Atombomben, die zukünftig in Büchel stationiert werden sollen, schweben über die Köpfe der versammelten Menschen. Sie "tanzen" zu wechselnder Musik ein eindrucksvolles "Bombenballett". Mal weichen sie sich aus, umkreisen sich, scheinen sich zu attackieren und reihen sich schließlich zu einer bedrohlichen Formation vor der Bühne auf.

In Schwaden von Kunstnebel fallen die Bomben dann langsam - mit der entweichenden Luft - in sich zusammen und werden in einer Mülltonne entsorgt. Der symbolischen Abrüstung folgt der Reisesegen, mit dem die Angereisten sich auf den Heimweg machen. Auch die Bombenattrappen kehren in ihre Heimatstädte zurück: Sie wurden von verschiedenen Friedensorganisationen finanziert und sollen künftig auch einzeln für Aufmerksamkeit sorgen. Ohne Rüstung Leben ist mit einer "Stuttgarter Bombenattrappe" beteiligt.


"Wir sind nicht gegen Sie"

Büchel, jener kleine Ort in der Eifel, der zum Symbol der letzten Massenvernichtungswaffen in Deutschland geworden ist, hat einen eindrucksvollen Sonntag erlebt: Zahlreiche Organisationen, Landeskirchen und Menschen verschiedenen Glaubens haben gemeinsam eine der bislang größten Protestveranstaltungen vor dem Atomwaffenstützpunkt auf die Beine gestellt. Dabei blieb es nicht nur absolut friedlich, die Stimmung war auch geprägt von Respekt vor der Polizei und den Soldatinnen und Soldaten auf der anderen Seite des Zaunes.

Vor der mit NATO-Draht gekrönten Absperrung am Haupttor zum Fliegerhorst zeugte ein kleines Schild von diesem Geist. "Wir sind nicht gegen Sie", stand darauf geschrieben, "sondern nur gegen die Atomwaffen!"

 

Der zweite Ökumenische Aktionstag in Büchel 2019 wurde von mehreren evangelischen Landeskirchen und der katholischen Friedensbewegung pax christi in Zusammenarbeit mit ICAN und der IPPNW organisiert. Ohne Rüstung Leben hatte gemeinsam mit dem Friedenspfarramt der Evangelischen Kirche in Württemberg, der DFG-VK Baden-Württemberg und pax christi Rottenburg-Stuttgart zur Teilnahme am Aktionstag eingeladen und die Anfahrt im Bus von Stuttgart nach Büchel organisiert.

Hier können Sie unseren Bericht vom Ökumenischen Aktionstag 2018 nachlesen

 

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Eindrücke aus Büchel


Bombenattrappen am Ökumenischen Aktionstag 2019 in Büchel

Zwanzig Bombenattrappen waren ein Blickfang vor dem Fliegerhorst in Büchel

Dr. Margot Käßmann hielt eine eindrucksvolle Predigt in Büchel

Margot Käßmann hielt eine eindringliche Predigt beim ökumenischen Gottesdienst

Fast 1.000 Menschen kamen zum Ökumenischen Aktionstag 2019 gegen Atowmaffen in Büchel.

Kaum ein Platz auf der großen Wiese blieb am Sonntag frei

"Nur atomare Abrüstung schafft Sicherheit" - Klare Botschaft beim Ökumenischen Aktionstag 2019 in Büchel

Klare Botschaft: Nur atomare Abrüstung schafft Sicherheit

Alle Fotos: © Ohne Rüstung Leben.
[Klicken Sie, um die Bilder zu vergrößern]



 

Einladungsflyer [PDF-Download]

Die Vereinten Nationen haben einen Atomwaffenverbotsvertrag ausgehandelt und durch die insgesamt 122 teilnehmenden Staaten verabschiedet. Im September 2017 wurde der Vertrag zur Ratifizierung freigegeben.

Auf unserer Themenseite finden Sie alle Nachrichten zum Atomwaffenverbotsvertrag.

  Ohne Rüstung Leben ist offizieller deutscher ICAN-Partner   

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