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Nachrichten - 18. September 2018 - UPDATE: 25. September 2018

"Heckler & Koch"-Hauptversammlung: Kritische Aktionäre machen Druck auf Kleinwaffenhersteller

Kritische Aktionäre Heckler & Koch bei Ohne Rüstung Leben
Attrappe einer Maschinenpistole von "Heckler & Koch", Foto: Ohne Rüstung Leben

Die diesjährige Aktionärshauptversammlung der Heckler & Koch AG fand am 21. September 2018 in Rottweil statt. Als Teil der "Kritischen Aktionäre Heckler & Koch" konfrontierte auch Charlotte Kehne von Ohne Rüstung Leben den Vorstand des G 36-Herstellers mit einigen unangenehmen Fragen - unter anderem zum Fall Ayotzinapa.


Im vergangenen Jahr reagierte "Heckler & Koch" unerwartet offen auf die Präsenz der Kritischen Aktionäre. So stellte sich der Vorstand ihren Fragen und anschließend erstmals auch der Presse. Er verkündete unter anderem, "Heckler & Koch" wolle zukünftig nur noch Aufträge aus sogenannten grünen Staaten annehmen, also demokratischen Ländern in der EU und der NATO sowie ihren Partnern. Doch bald darauf folgte die überraschende Entlassung des Vorstandsvorsitzenden Norbert Scheuch.


Entspannter und fairer Dialog

Wie geht es jetzt weiter mit den Rüstungs- und Kleinwaffenexporten aus Oberndorf? Das wollten die Kritischen Aktionäre herausfinden. Tatsächlich stellten sie in Rottweil mehr als die Hälfte aller anwesenden Anteilseigner. Die Atmosphäre beschrieben alle Beteiligten dennoch als entspannt und fair. "Wir haben den Vorstand aufgefordert, alle Altaufträge für Kleinwaffenlieferungen an Staaten wie Saudi-Arabien, die Türkei und Katar zu stoppen", berichtet Charlotte Kehne von Ohne Rüstung Leben.

Die Antwort des neuen "Heckler & Koch"-Chefs Jens Bodo Koch legt nahe, dass er an der Strategie der "grünen Staaten" konsequent festhalten will. Unabhängig davon würden jedoch alle Altaufträge weiter erfüllt - darunter aktuelle Lieferungen an Staaten, die der Kritische Aktionär Jürgen Grässlin als "blutrot" bezeichnet. Und auch an seinem Engagement auf den zivilen Waffenmärkten der USA, wo eine Verschärfung des Waffenrechtes für "Heckler & Koch" ein Negativszenario darstellt, will der Kleinwaffenhersteller festhalten.


Mexiko war beherrschendes Thema

Ein beherrschendes Thema der diesjährigen Hauptversammlung war der Gerichtsprozess zu G 36-Exporten nach Mexiko vor dem Landgericht Stuttgart. Die Kritischen Aktionäre fordern aus diesem Anlass erneut die Gründung eines Opferfonds, aus dem "Heckler & Koch" medizinische und therapeutische Maßnahmen zugunsten der Opfer des weltweiten Einsatzes seiner Waffen finanzieren soll. Diese Forderung lehnte der Vorstand ab, kündigte jedoch neue sozial-verantwortliche Maßnahmen im Rahmen der CSR (Corporate Social Responsibility) an.

Auch die Forderung der Kritischen Aktionäre an den Vorstand, eine Verantwortung an den Verbrechen in Mexiko anzuerkennen, wurde erwartungsgemäß enttäuscht. Man bedauere die "tragischen" Verbrechen, verneine aber jede Mitverantwortung. Schließlich, so heißt es, würden "Heckler & Koch"-Waffen vielerorts in den richtigen Händen helfen, Verbrechen zu verhindern. Für die Betroffenen und Angehörigen der Opfer von Iguala muss diese abwiegelnde Floskel mehr als zynisch klingen.


Kritische Aktionäre nehmen Einfluss auf die Firmenpolitik

Die "Kritischen Aktionäre Heckler & Koch" ziehen daher ein gemischtes Fazit. Das klare Bekenntnis zur "Grüne-Staaten-Strategie" begrüßen sie als wichtigen Schritt. Jedoch fordern sie "Heckler & Koch" auf, dabei keine Ausnahmen zu machen und weitere dringend nötige Schritte folgen zu lassen. Viel wird davon abhängen, wie die angekündigten sozialen Maßnahmen im Detail aussehen werden und ob die "Grüne-Staaten-Strategie" konsequent beibehalten wird - auch dann, wenn lukrative Aufträge aus anderen Ländern winken.

Erneut hat sich jedoch gezeigt, dass wir als Kritische Aktionäre, mit Klagen und mit fundierten Informationen einen positiven Einfluss auf die Firmenpolitik eines der größten deutschen Kleinwaffenexporteure ausüben können. Auch bei der Aktionärshauptversammlung im kommenden Jahr werden die "Kritischen Aktionäre Heckler & Koch" daher ihr Recht nutzen, Gegenanträge einzubringen und kritische Fragen zu stellen.


Kontakte für die Medien

Jürgen Grässlin, RIB e.V. / DFG-VK: 0170 6113759, E-Mail

Helmut Lohrer, IPPNW: 0172 7773934, E-Mail

Charlotte Kehne, Ohne Rüstung Leben: 0711 62039372, 0162 5784235, E-Mail

Magdalena Friedl, RIB e.V. (für organisatorische Fragen): 0172 7963848, E-Mail

 

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In Mexiko herrscht ein blutiger Drogenkrieg. Die Polizei ist in einigen Regionen von organisierter Kriminalität unterwandert. Weltweite Beachtung fanden 43 Studenten, die der Praxis des "Verschwindenlassens" zum Opfer fielen. Deutsche Waffen von "Heckler & Koch" und "Sig Sauer" tauchen immer wieder in Mexiko auf - auch dort, wo sie nie sein durften.

Auf unserer Themenseite finden Sie alle aktuellen Nachrichten zu deutschen Rüstungsexporten nach Mexiko.

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